Laubhütte - Sukkah

Posted 6 yrs ago

Laubhütte. Das Laubhüttenfest in seiner Bedeutung als dankbare Aner­kennung der Gottesfürsorge (Vorsehung Gottes) in dem Erhaltenen und dem uns Gewordenen oder des göttlichen Wal-tens in der Geschichte des jüdischen Volkes in seiner Vergangenheit, Gegen­wart und Zukunft hat zur symbolischen Darstellung dieser Idee das Gebot zur Errichtung von Laubhütten, um in denselben die sieben Tage des Festes zu wohnen. Dasselbe lautete: »In Hütten sollt ihr sieben Tage wohnen; jeder Ein­heimische in Israel wohne in Hütten. Damit eure Nachkommen wissen, dass ich die Söhne Israels in Hütten habe wohnen lassen, da ich sie aus Ägypten geführt, ich der Ewige, euer Gott!. In Bezug auf die Vollziehung dieses Ge­setzes sowie über dessen Bedeutung hat das talmudische Schrifttum mehrere Lehren und Anordnungen.

I. Bau der Laubhütte. Darüber wa­ren die traditionellen Grundbestim­mungen: »Die Höhe der Laubhütte darf nicht über zwanzig Ellen und nicht unter zehn Handbreiten sein.. Als Grund hierzu wird angegeben, weil man bei einer größeren Höhe im Schat­ten der Wände, aber nicht im Schatten der Decke sitze; auch weil es alsdann den Charakter einer Hütte verliere. Der innere Raum soll mindestens so groß sein, dass er den Tisch zur Abhal­tung des Mahls und den größten Teil eines menschlichen Leibes fasse. Wände soll es wenigstens drei geben, aber es genügt auch bei zwei Wänden mit einem kleinen Ansatz zur dritten Wand. Von der Festigkeit derselben heißt es, »dass sie jeden Sturm gut aushalten müsse«. Zur Decke darf gebraucht werden: von dem Erdwachstum, was jedoch nicht mehr an der Erde wurzelt, sondern von ihr abgeschnitten ist, auch keine Gefäße oder zu Gefäßen verar­beiteten Pflanzen; keine Gegenstände, die verunreinigungsfähig sind. Die Be­deckung muss so dicht sein, dass ihr Schatten in der Laubhütte größer ist, als das Sonnenlicht. Weiter sorgte man für verschiedene Verzierungen, worauf sich der Ausspruch bezieht: »Das ist mein Gott, dessen will ich mich rüh­men, d. h. vollziehe zierlich seine Ge­bote.« Nach Nehemia 8. 17; Esra 3. 4. baute man Hütten in der Stadt auf den platten Dächern der Häuser, in den Höfen der Häuser, auf freien Plätzen der Stadt sowie in den Vorhöfen des Tempels. Man schmückte dieselben aus mit Laub von zahmen und wilden Öl­bäumen, von Myrthen, Palmen und dichtbelaubten Bäumen.

II. Wohnen in der Laubhütte. Das mosaische Gesetz hat darüber: »In Hütten sollet ihr sieben Tage wohnen.« Der Talmud stellt für die daran sich knüpfenden Pflichten den Grundsatz auf: »Die vollen sieben Tage mache man die Laubhütte zur festen Woh­nung und das Haus als eine zufällige.. »Gehe aus deiner festen Wohnung (dem Hause) und begib dich in die vor­übergehende (die Laubhütte)«, lautete eine andere Lehre. Mit der größten Ge­wissenhaftigkeit wurden die das Woh­nen in der Hütte umfassenden Bestim­mungen, als zur Vollziehung des biblischen Gesetzes, aufgezählt. Diesel­ben wollen, dass das ganze häusliche Leben: Essen, Trinken, Schlafen usw. der sieben Festtage sich in der Laub­hütte vollziehe. Doch waren die Tal­mudlehrer in der Beobachtung dieses Gesetzes strenger gegen sich als gegen andre. Man erzählt, dass die fürstliche Proselytin Helene aus Adiabene für sich gegen die rabbinischen Bestim­mungen eine Laubhütte höher als zwanzig Ellen bauen ließ, wo sie mit ihren Söhnen speiste. Die Gesetzesleh­rer besuchten sie in dieser Laubhütte, ohne sich über das Gesetzeswidrige derselben zu äußern. Eine andere Stelle erzählt von R. Gamliel II., dass er auf einer Seereise mit R. Akiba zusammen­traf, die sich über die Tage des Laub­hüttenfestes hinzog. Ob man auch auf dem Schiffe eine Laubhütte bauen müsse? R. Gamliel verneinte es, aber R. Akiba behauptete die Verpflichtung hierzu. Er ließ sich von R. Gamliel nicht abhalten und errichtete für sich auf der Decke des Schiffs eine Laub­hütte. Aber kaum war sie fertig, erhob sich ein Sturm und schleuderte dieselbe ins Meer. Lächelnd rief ihm darauf R. Gamliel zu: »Akiba, wo ist deine Laub­hütte! « So dispensierten sie von der Laubhütte den Leidenden, den Reisen­den u. a. m., ebenso bei Regenszeit auch die andren. Überhaupt lehrte man, dass die Pflicht in der Laubhütte zu speisen nur für den ersten Festabend sei, während an den anderen Tagen das Mahl aus Früchten, die man außerhalb der Laubhütte essen darf, auch ander­wärts zu genießen erlaubt sei.

III. Symbolische Darstellung und Deutung. Die symbolische Darstellung der Laubhütte ist bereits in der oben zitierten Schriftstelle angegeben. Die­selbe gibt als Grund des Gesetzes an: »Denn in Laubhütten ließ ich die Söhne Israels wohnen, da ich sie aus Ägypten geführt habe.« Die Laubhütte hatte demnach eine geschichtliche Tatsache, Gottes Fürsorge um Israel, symbolisch darzustellen. Ob jedoch die Hütte in obigem Schriftvers wörtlich oder nur bildlich als Bezeichnung des göttlichen Schutzes zu nehmen sei, darüber ob­waltete eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Lehrern des ersten Jahr­hunderts n., zwischen R. Elieser und R. Akiba. Ersterer hielt sich an der wört­lichen Bedeutung dieses Ausdrucks und lehrte, es waren wirkliche Hütten, in denen die Israeliten in der Wüste wohnten, oder wörtlich, in denen Gott die Israeliten wohnen ließ. Dagegen meinte letzterer, dass sich dieses auf die Wolken der Gottesherrlichkeit, auf die Wolkensäule, die das Volk, so es la­gerte, umgab, beziehe. Nach der An­nahme R. Akibas ist die Laubhütte das Bild des unmittelbaren göttlichen Schutzes, der göttlichen Fürsorge. Die Midraschdeutung geht weiter und stellt die Laubhütte als Sinnbild der an die göttliche Fürsorge sich knüpfenden Vergeltungsidee; wie Gottes Schutz am Tage des Gerichts und der Vergeltung sich sichtbar über die Gerechten aus­breiten und sie ihres Lohnens sich freuen lassen werde. »Gott«, heißt es in der Erklärung dieses Gebotes, »sprach zu Israel: Im Diesseits sollt ihr mir Hütten machen als Rückvergeltung meiner Wohltat gegen euch, wie ich eure Väter in der Wüste wohnen ließ, aber in der Zukunft, wo ich mein Reich offenbaren werde, werde ich gleich ei­ner Hütte euch zum Schutze sein.. »Wer», lehrt R. Levi, »das Gebot der Laubhütte erfüllt, den werde ich, ver­heißt Gott, vor der Glut des kommen­den Tages (Tag des Gerichts) schüt­zen. « In diesem Sinne, als Bild des göttlichen Schutzes und Lohnes für die Gerechten spricht die Mystik von einer Laubhütte des Leviathans, von der Haut des Leviathans, deren sich die Vollzieher des Gebotes von der Laub­hütte erfreuen werden.